So reagiert Ihr Kind auf sein Geschwisterchen
Viele Eltern fragen sich bereits vor der Geburt ihres zweiten Kindes, wie das Erstgeborene auf diese neue Situation reagieren und schließlich mit ihr umgehen wird. Forscher fanden erst kürzlich heraus, dass Eifersucht nicht wie bisher angenommen das Hauptproblem darstellt. Vielmehr soll sich durch die Geburt des Zweitgeborenen die Mutter-Kind Beziehung stark verändern und negative Konsequenzen für das Erstgeborene mit sich bringen.
Geschwisterchen im Anmarsch
Für jedes Kind ist der Übergang vom Einzel- zum Geschwisterkind ein besonderes Ereignis. Dieser kann sowohl Stress als auch eine nicht zu unterschätzende Entwicklungskrise beim Zögling bewirken. Immerhin steht das Einzelkind ab der Geburt seines Geschwisterkindes nicht mehr im Mittelpunkt des elterlichen Interesses. Ab sofort muss es die Zuneigung, Liebe und Zeit der Eltern mit jemand anderes teilen. Kein Wunder also, dass das das Kind den Neuankömmling zunächst als Rivalen wahrnimmt, den es so schnell wie möglich loszuwerden gilt.
Reaktion ist von Kind zu Kind individuell unterschiedlich
Nicht jedes Kind reagiert auf den Neuankömmling auf dieselbe Art und Weise. Währenddessen einige vermehrt weinen, Ängste verspüren, sich in sich selbst zurückziehen und Aggressionen und Schlafprobleme zeigen, nimmt man bei anderen Kindern Entwicklungssprünge wahr. Eine generelle Rebellion gegen das Neugeborene beziehungsweise von einer automatischen Krise kann jedoch nicht ausgegangen werden.
Von welchen Faktoren hängt die Reaktion des Kindes ab und was sind die Folgen?
Zunächst stellt das Alter des Erstgeborenen ein entscheidendes Konstrukt dafür dar, wie es die Ankunft des neuen Geschwisterchens aufnimmt. Währenddessen Kinder in einem Alter von 1 bis 2 Jahren stärker darunter leiden und sich vermehrt an die Mutter klemmen um sie bloß nicht zu verlieren, wissen Kinder bereits, dass ihre Mutter sie liebt, auch wenn sie nicht rund um die Uhr zur Verfügung steht. Kleinkinder sind auf die Beziehung und Liebe zur primären Bezugsperson – also zur Mutter – angewiesen. Wird die Mutter-Kind-Bindung abrupt unterbrochen, kann das Kleinkind in eine tiefe Krise stürzen.
Manche Kinder regredieren plötzlich, wenn ihr neues Geschwisterchen das Licht der Welt erblickt.Sie fallen plötzlich auf frühere Entwicklungsstadien zurück. Das kann sich beispiel darin äußern, dass ein 18 Monate altes Kind plötzlich wieder stark an die Mutter klammert. Ein 3-jähriges Kind dagegen verliert die Kontrolle über seine Ausscheidungsorgane und macht plötzlich wieder in die Hosen, währenddessen ein 5 Jahre altes Kind plötzlich wieder Angst verspürt, alleine im Kindergarten zu verweilen.
Forscher konnten zudem belegen, dass sich Mütter ab der Geburt des zweiten Kindes anders gegenüber dem Erstgeborenen verhalten. Vom Kind wird plötzlich ein Mehr an Disziplin und höhere Anforderungen erwartet. Zudem gibt es plötzlich mehr Regeln, an die sich das Kind zu halten hat. Zuneigung und Wärme werden abrupt reduziert. Diese Veränderungen vollzieht die Mutter unbewusst, um einen größeren Handlungsspielraum für ihr zweites Kind gewinnen zu können. Bei Vätern konnten derartige Veränderungen nicht nachgewiesen werden. Sie behandeln ihr erstgeborenes Kind gleich wie vor der Geburt des Geschwisterchens.
Fazit:
Aufgrund dieser Erkenntnislage gehen Forscher nun davon aus, dass sich nicht so sehr die Geburt an sich negativ auf das Erstgeborene auswirkt sondern dass die Ursachen vielmehr in der plötzlichen Veränderung der Mutter-Kind-Beziehung zu suchen sind. Selbstverständlich ist die Geburt eines weiteren Kindes mit zahlreichen Veränderungen verbunden. Gleichzeitig mit der Geburt des Neuankömmlings muss das Kind noch andere Schwierigkeiten bewältigen. Nicht selten ist die Geburt eines Geschwisterkindes mit einem Umzug verbunden. Das Familieneinkommen sinkt, weil die Mutter in Erziehungszeit gehen muss und gleichzeitig steigen die Kosten, denn die Familie muss für ein weiteres Mitglied sorgen. Kein Wunder also, dass viele Menschen die Zeit kurz nach der Geburt des zweiten Kindes als die schwierigste in ihrem Leben bezeichnen. Man sollte stets diese gesamte Problematik im Überblick behalten und die Rebellion des Kindes nicht nur auf das Geschwisterkind an sich deuten.