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Mann und Frau, Psychologie der Beziehungen

ADHS im Erwachsenenalter

Kaum eine Erkrankung ist so gut untersucht worden wie die ADHS im Kindes- und Jugendalter.

Das an dieser Störung auch Erwachsene leiden, wurde fast übersehen. Erst seit kurzem beschäftigen sich Ärzte und Psychologen mit der Thematik ADHS im Erwachsenenalter, somit liegen bisher nur sehr wenige gesicherte Erkenntnisse vor.

ADS, mit oder ohne Hyperaktivität, ist eine Gehirnstoffwechselerkrankung. Die im Körper gebildeten Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin, die sogenannten Neurotransmitter, sind für unsere Aufmerksamkeit, Motivation und unseren Antrieb zuständig.

Drei wichtige Regionen im Gehirn , der Frontalcortex, der motorische Cortex und das limbische System, sind für die komplexen, kognitiven Funktionen zuständig. Man nennt sie die Exekutivfunktionen.

Exekutivfunktionen umfassen Flexibilität, Verhaltensplanung und- Kontrolle und die Verarbeitung handlungsrelevanter Informationen im Zusammenspiel mit Gefühlen und Wahrnehmungen. Diese beeinflussen die Handlungen durch Hemmung oder Verstärkung auf Reize von außen. Sie helfen dass wir Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden können. Sie sorgen dafür, dass wir bei Reizüberflutung abschalten und uns vor unangemessenen Reaktionen schützen können.

Neurowissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass bei ADHS- Patienten diese drei Regionen in ihren Leistungen beeinträchtigt sind.

Permanent dringen somit neue, ungefilterte Informationen in das Gehirn, weil die Signale im Gehirn nicht ausreichend gehemmt werden. Verhaltensstörungen wie beim ADHS ist eine Entwicklungsstörung. Insbesondere ist die Stimuluskontrolle und die Verhaltenshemmung vermindert. Das führt zu unangemessenen Reaktionen und unüberlegten Handlungen.

Die Handlungen erfolgen plötzlich, emotional und unbesonnen. Es fehlt an Umsicht und Einsicht des Betroffenen auch und besonders für die Belange anderer.

Die Unterfunktion der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin, sind für das impulsive und ungesteuerte Verhalten verantwortlich . Sie übertragen die Informationen zwischen den Gehirnzellen nur eingeschränkt.

Man schätzt, dass etwa 2-5% der Kinder betroffen sind. Diese Erkrankung ist nicht heilbar, viele Symptome können jedoch verringert werden. Die Symptomatik schwächt ab, bleibt aber bei 30-50% der Betroffenen erhalten. Die motorische Hyperaktivität betrifft mehr Jungen, während die Mädchen oft sehr ruhig und verträumt sind. Diese motorische Unruhe ist bei betroffenen Erwachsenen deutlich schwächer ausgeprägt als im Kindes – und Jugendalter.

Bestehen bleiben jedoch eine innerliche Unruhe, starker Drang nach sportlicher Betätigung sowie Impulsivität und Aufmerksamkeitsproblemen.

Die Folgen einer unbehandelten ADHS:

– Schwierigkeiten im Berufsleben mit häufigem Wechsel der Arbeitsstelle, niedrige Gehaltsstufe
– Höheres Risiko für Arbeitslosigkeit
– Höheres Risiko für Suchterkrankungen
– Häufigere Unfälle
– Unstabile Beziehungen
– Häufigeres Auftreten begleitender Erkrankungen wie Depressionen, Ängste, Zwänge und Kontaktstörungen

Eine gesicherte ADHS- Diagnose ist schwierig, die erste Anlaufstelle wäre der zuständige Hausarzt, er kann bestimmte Stoffwechselstörungen ausschließen und eine Überweisung an einen Spezialisten veranlassen. Bei der ADHS- Diagnose müssen bestimmte Symptome vorhanden sein, die durch einen spezifischen Fragebogentest ausgewertet werden.

Liegt eine ADHS- Diagnose vor muss geklärt werden, welche Behandlungsmöglichkeiten sinnvoll sind.

Eine Medikation ist eine Möglichkeit der Behandlung, bei der der Wirkstoff Methylphenidat verwendet wird. Er sorgt für die Stimulation der körpereigenen Botenstoffe und verhindert den frühzeitigen Abbau. Dieser fällt jedoch unter das Betäubungsmittelgesetz und war bislang nur für Kinder mit ADHS, gesetzlich zugelassen. Seit dem 14.4.2011 wurde jedoch eines dieser Medikamente, das sogenannte Medicinet adult, für Erwachsene mit Diagnose ADHS freigegeben. Eine Alternative und nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallend, ist das sogenannte Strattera, das nicht aus dem Wirkstoff Methylphenidat besteht, sondern den Botenstoff Noradrenalin enthält, auch Atomoxetin genannt.

Allerdings ist die Medikation langwierig, etwa 6- 8 Wochen, im Gegensatz zu den Stimulantien, die sofort nach Einnahme ihre Wirkung zeigen.

Ratsam wäre auch eine begleitende Verhaltens- bzw. Psychotherapie, sowie der Besuch einer Selbsthilfegruppe, speziell für Betroffene Erwachsene mit ADHS.

Natürlich sollte man sich nicht nur der Defizite, die dieses Krankheitsbild mit sich bringt bewusst werden, es gibt auch sehr viele positive Eigenschaften zu benennen, die speziell ADHS–Patienten auszeichnet:

– Kreativität
– Entwicklungsdrang
– Oftmals überdurchschnittliche Intelligenz
– Meist liegt eine Hochbegabung vor
– Hochsensibel, sehr mitfühlend
– Starke Drang nach Gerechtigkeit
– Unterhaltsam, humorvoll, gesellig
– Trotz häufiger Kritik optimistisch denkend

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