Helfen Vitamine gegen Depressionen?
Die Wirkung von Vitaminen und Fischöl bei Depressionen von älteren Menschen wird überschätzt. Lediglich bei hoch dosierten B-Vitaminen sind positive Einflüsse nachgewiesen.
Wer depressiv ist, fühlt sich niedergeschlagen, antriebslos, oft ist der Schlaf unruhig und weitere körperliche Störungen wie etwa Verdauungsprobleme können auftreten. Akut sind rund vier Millionen Menschen – darunter viele Senioren – sind betroffen.
Gerade Menschen, die unter einer leichten bis mittelstark ausgeprägten Depression leiden, gehen zunächst nicht zum Arzt, sondern versuchen sich selbst zu helfen. Hoch im Kurs als Helfer stehen Vitamine. Die erhoffte Besserung tritt aber oft nicht ein. Viele Präparate, vor allem jene, die nicht aus der Apotheke kommen, sind zu niedrig dosiert. Auch die Anwendung ist oft zu kurz. Auch helfen nicht alle propagierten Vitamine, wie wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt haben. Das gilt besonders für Senioren.
Kein Zusammenhang zwischen Vitamin E-Spiegel und Depressionen.
So hat etwa die so genannte Rotterdam-Studie den angeblichen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin E-Spiegel und depressiven Störungen bei fast 4.000 über 60-Jährigen untersucht. Dabei wurde kein Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-E-Spiegel und depressiven Symptomen oder Depressionen gefunden. Auch bei Vitamin C und Vitamin D konnte die Forschung nicht bestätigen, dass die Stimmungslage Älterer von der regelmäßigen Einnahme profitiert.
Fischöl hilft Älteren nicht
Ob Fischöl bei der Bekämpfung von Depressionen bei Senioren wirkt, wurde in Finnland untersucht, wo es aufgrund der langen Winter besonders viele Krankheitsfälle gibt. Das National Public Health Institute in Helsinki untersuchte die Auswirkungen von Omega-3 auf das Befinden von über 50-jährigen Männern. Dabei zeigte sich, dass die zusätzliche Einnahme dieser Fettsäuren keinen Einfluss darauf hatte, wie gut oder schlecht es den Männern ging.
Positive Wirkung von Vitamin B12 bestätigt
Ebenfalls in Finnland wurde die Wirkung von Vitamin B12 bei der Behandlung von Depressionen untersucht. Bei der Studie am finnischen Kuopio University Hospital zeigte sich, dass die medikamentöse Behandlung des Leidens viel besser funktioniert, wenn die Patienten ausreichend Vitamin B12 im Blut haben.
Wer gut auf die Therapie ansprach, hatte einen deutlich höheren B12-Spiegel im Blut als Patienten, denen die Medikamente nicht halfen. Diese Ergebnisse haben auch Auswirkungen auf die Vorbeugung: Es scheint möglich dass die Zufuhr von B-Vitaminen und hier vor allem von Vitamin B12 beitragen kann, dass depressive Verstimmungen erst gar nicht entstehen. Vitamin B12 aus der Apotheke kann etwa im Rahmen einer Kur die Nahrung ergänzen. Dies sollte allerdings in Absprache mit dem Arzt erfolgen.
Studien:
High vitamin B12 level and good treatment outcome may be associated in major depressive disorder
Department of Psychiatry, Kuopio University Hospital, Kuopio, Finland
Is Low Dietary Intake of Omega-3 Fatty Acids Associated With Depression?
National Public Health Institute, Helsinki
Depressionen bei älteren Menschen
Häufigkeit: Schätzungen gehen davon aus, dass rund 18 Prozent aller Senioren Depressionen haben. Besonders betroffen sind Bewohner von Pflegeheimen: 50 Prozent von ihnen leiden an depressiven Symptomen.
Formen: Bei älteren Menschen sind schwerere Formen der Depression seltener; leichtere Stufen hingegen häufiger.
Diagnose: Die Diagnose ist oft schwierig: Depressionen bei Senioren werden oft nicht erkannt, da sich bei ihnen die Symptome besonders oft hinter körperlichen Beschwerden verstecken (z.B. Kopf- oder Gliederschmerzen).
Ursachen: oft psychische Auslöser (v.a. der Tod des geliebten Partners)
Behandlung: Depressionen können auch im Alter gut behandelt werden. Wird nicht behandelt, kann das gefährlicher werden als bei jüngeren Menschen, da Senioren eine im Schnitt zwei- bis dreimal so hohe Suizidrate haben.